Blog: Kunst der Kommunikation, des Zuhörens


Die Natur ist wirklich weise. Sie hat den Menschen mit zwei Ohren und nur einem Mund ausgestattet. Sollte das bedeuten, dass der Mensch doppelt soviel hinhören wie reden sollte?

Zuhören erscheint deutlich anspruchsvoller als Reden. Neurowissenschaftliche Studien der Harvard University haben gezeigt, dass Reden - vor allem über sich selbst - die gleichen Hirnareale wie Nahrung, Geld und Sex aktiviert. Sprechen befriedigt also existenziell und belebt entsprechend. Zuhören dagegen ist harte Arbeit. Es ermüdet, aufmerksam zu bleiben und so am Gelingen des Gesprächs mitzuwirken. Wenn ich einen anderen Menschen wirklich verstehen will, wenn ich bereit bin, in seine Welt einzutreten, ohne dabei zu versuchen, Werturteile zu fällen, könnte das ein Schritt zu gelingender Kommunikation sein. Zuhören verlangt, ein sich einlassen auf das, was zu hören ist, was gespielt und gesagt wird, und es verlangt, das Gehörte gedanklich mit nachzuvollziehen. Es geht auch um bewusstes Wahrnehmen des Raumes zwischen mir und den anderen. Kommunikation in Beziehung kann auch ein sehr intimer Prozess. Warum? Weil wir ineinander existieren. Wir sehen einander. Wir hören uns gegenseitig. Wir fühlen uns gegenseitig. Empfänglich sein; offen, mitfühlend, sensibel, freundlich, zugewandt, empfindsam. Wir lieben es, wenn unser Gegenüber uns diese Qualitäten schenkt, und wir lieben es, wenn diese Form der Begegnung möglich ist. 

Mir geht es gelegentlich so, dass ich mich im Zuhören ertappe, wie ich gedanklich total woanders bin: ich muß heute noch dies und jenes. Aktive Zuhörer stellen ihren inneren Monolog ab, achten auf Tonlagen, Körpersprache und Wortwahl des Erzählenden. Sie stellen Fragen, die ihnen helfen, ihren Gegenüber wirklich zu verstehen. Aktive Zuhörer behalten Informationen und deren Bedeutung oft sehr lange und nutzen dieses Wissen, um die Kommunikationswege offenzuhalten. Zuhören kann man erst, wenn man Abstand zum eigenen Denken hat.

Wer ein besserer Zuhörer werden will, muss also einen Prozess durchlaufen. Sich in Empathie zu üben. Die Gefühle des Partners während des Zuhörens erkennen und ansprechen. Auf die eigenen Gefühle achten. Pausen aushalten. Sich durch Vorwürfe und Kritik nicht aus der Ruhe bringen lassen. Zuhören ohne zu urteilen.


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